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Freitag der 13. – 2024

Freitag, der 13. – Gründe warum dieser Tag ein Glückstag ist
Für viele Menschen (vor allem im europäischen und deutschsprachigen Raum) gilt Freitag der 13. als Unglückstag. Auch die Zahl 13 soll angeblich Unglück bringen. Aber warum ist das so? Wir verraten euch, woher der Aberglaube kommt und warum Freitag, der 13. eigentlich ein Glückstag sein sollte.

Grund 1: Weniger Unfälle
An einem Freitag, der auf den 13. eines Monats fällt, passieren messbar weniger Unfälle als an anderen Freitagen. Das könnte an den erhöhten Vorsichtsmassnahmen der Abergläubigen liegen.

Grund 2: Nicht überall ist die 13 eine Unglückszahl
Nicht überall wird der Freitag, der 13. als Unglückstag gesehen. Auch die Kombination aus Freitag und dem 13. gibt es nicht überall. In Spanien und Griechenland ist Dienstag, der 13. ein Unglückstag. In Italien ist es der Freitag, der 17. In Japan und Mexiko bringt die Zahl 13 sogar Glück.

Grund 3: 13 war die erste deutsche Lottozahl
Am 9. Oktober 1955 fand um 16 Uhr die erste Ziehung der Lottozahlen in Hamburg statt. Aus einer grossen Trommel aus Holz und Glas durfte das zwölfjährige Waisenmädchen Elvira Hahn die erste „Lottofee“ spielen und zog als allererste Lottozahl die 13.

Grund 4: Angst vor der Zahl 13 hat einen medizinischen Fachausdruck
Die Medizin hat der irrationalen Angst vor der Zahl 13 einen rationalen Fachausdruck gegeben – die sogenannte Triskaidekaphobie. Menschen mit einer Angst vor dem Freitag, dem 13., leiden unter der sogenannten Paraskavedekatriaphobie.

Grund 5: Den Tag clever nutzen
In Paris wird der Freitag, der 13. richtig clever genutzt. Wenn eine Gruppe von 13 Personen in einem Restaurant essen gehen wollen, kann der Gastgeber eine „professionelle“ 14. Person dazu bestellen. Dadurch sollen abergläubischen Menschen die Angst vor der Zahl 13 genommen werden. So wird auch direkt Umsatzeinbussen entgegengewirkt.

Warum wird Freitag, der 13. als Unglückstag bezeichnet?
Der Freitag wird zum einen im Judentum positiv belegt, denn hier beginnt der Sabbat. Im katholischen Glauben dagegen ist der Freitag der Tag der Busse, da Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde. Doch auch in der Geschichte der Börse gab es den „schwarzen Freitag“. 1745 stürzten die Kurse an der Londoner Börse an einem Freitag ab. 1873 kam es an einem Freitag zum Wiener Börsenkrach. 1899 führten Goldspekulationen zu einer Finanzkrise in den USA. Am 25. Oktober 1929 gab es an der Wallstreet einen Börsencrash, der der Beginn einer Weltwirtschaftskrise war.

Doch wie kommen die beiden nun zusammen – der Freitag und die Zahl 13?
Zum ersten Mal wurde das Datum in Verbindung mit einem Unglück im Jahr 1307 gebracht. Der damals in Frankreich regierende König Philipp IV. befahl am Freitag, den 13. Oktober 1307, die Festnahme von sämtlichen Mitgliedern des Tempelordens. Die Prozesse zogen sich über mehrere Jahre hin und führten zum Schluss dazu, dass zahlreiche Templer hingerichtet wurden und der Tempelorden im Jahr 1312 aufgelöst wurde. Als Ursprung des Aberglaubens in Deutschland ist aber auf einen Roman zurückzuführen. 1907 veröffentlichte der Börsianer Thomas W. Lawson den Börsenroman „Friday, the Thirteenth“ über das verhängnisvolle Schaffen eines Börsenmaklers. Noch im selben Jahr erschien die deutsche Übersetzung „Freitag, der Dreizehnte“. Dieses Buch zeigt seit dem 14. Jahrhundert erstmals die Kombination aus Freitag und der Zahl 13. 1980 wurde der Film „Freitag der 13.“ zum Überraschungshit an den Kinokassen. Er zählt mit zahlreichen Fortsetzungen zu einer der langlebigsten Horror-Filmreihen.

Wie oft gibt es den Freitag, der 13.?
Mindestens einmal im Jahr gibt es einen Freitag, der 13., höchstens aber dreimal pro Jahr. 2022 gab es den vermeintlichen Unglückstag nur einmal. Dieses Jahr gibt es ihn zweimal – Der 13. Januar und der 13. Oktober. Dreimal gibt es den Tag im Jahr 2026. Im Februar, März und November…

Was ist die Matrix

Was ist die Matrix
Wie es scheint, kommt das Schicksal nicht ohne einen Sinn für Ironie. Wenn real bedeutet, zu fühlen, riechen, schmecken und sehen, dann ist „real“ nichts anderes als elektrische Signale, die von deinem Gehirn interpretiert werden…

Bernstein in der Antarktis entdeckt

Bernstein in der Antarktis entdeckt
Ein bedeutender und historischer Fund in der Antarktis liefert neue Einblicke in die Umweltbedingungen vor 90 Millionen Jahren. Wissenschaftler entdeckten erstmals Bernstein auf dem südlichsten Kontinent.

Wissenschaftler haben erstmals Bernstein in der Antarktis entdeckt, was einen bedeutenden Meilenstein in der Erforschung der Erdgeschichte darstellt. Der Fundort ist der südlichste, an dem jemals Bernstein gefunden wurde, wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven und die Technische Universität Bergakademie Freiberg bekanntgaben.

Die Entdeckung bietet wertvolle Informationen über die Umweltbedingungen in der Westantarktis während der Kreidezeit, vor etwa 90 Millionen Jahren. Damals herrschten dort klimatische Verhältnisse, die das Überleben harzproduzierender Bäume ermöglichten. Johann Klages vom AWI beschreibt die Entdeckung als eine «andere Form von Zeitreise in die Vergangenheit», die eine bisherige Lücke auf der Karte der weltweiten Bernsteinfunde schliesst.

Der Bernstein wurde aus einem Sedimentkern gewonnen, den Forscher 2017 während einer Expedition mit dem Forschungsschiff «Polarstern» im Amundsenmeer in 946 Metern Tiefe entnahmen. Obwohl es sich nur um winzige Spuren handelt, liefern sie dennoch wertvolle Informationen.

Die Qualität des antarktischen Bernsteins ist bemerkenswert, da er Mikroeinschlüsse von Baumrinde enthält. Diese Einschlüsse deuten darauf hin, dass die Pflanzen Verletzungen ihrer Rinde, verursacht durch Parasiten oder Waldbrände, mit Harz versiegelten. Diese Harzschicht diente als Schutzbarriere gegen Insekten und Infektionen, was auf die Anpassungsfähigkeit der Pflanzen in der damaligen Umwelt hinweist…

Nadir-Krater vor Guinea

Nadir-Krater vor Guinea
Der Asteroid, der die Dinosaurier ausgelöscht hat, war kein Einzelfall: Forschende haben herausgefunden, dass im selben Zeitraum ein weiterer Himmelskörper mit 72’000 km/h vor Guinea eingeschlagen ist.

Die Existenz des Nadir-Krater haben Uisdean Nicholson und seine Kollegen bereits vor zwei Jahren enthüllt: 400 Kilometer vor der Küste des westafrikanischen Landes Guinea in 300 Meter Tiefe liegt eine Ausbuchtung mit einem Durchmesser von 9,2 Kilometern. Mit anderen Kollegen hat Geologe Nicholson von der Heriot-Watt University in Edinburgh nun herausgefunden, was diese riesige Narbe auf dem kontinentalen Schelf verursacht hat: Vor 65 bis 67 Millionen Jahren ist dort ein Asteroid mit 72’000 km/h einschlagen. Der neuen Studie zufolge war dieser Asteroid nur 400 Meter gross, doch seine Kraft war so stark, dass das Sediment unter dem Meeresboden schmolz, was zu Verwerfungen des Bodens führte. Tausende von Quadratkilometern wurden demnach verwüstet.

800 Meter hoher Tsunami
Der Tsunami, der durch den Einschlag ausgelöst wurde, soll über 800 Meter hoch gewesen sein. «Am ehesten hat die Menschheit so etwas beim Tunguska-Ereignis 1908 gesehen, als ein 50 Meter grosser Asteroid in die Erdatmosphäre eingedrungen und am Himmel über Sibirien explodiert ist», sagt Nicholson dem «Guardian». Der Nadir-Krater ist am Ende der Kreidezeit entstanden: Der Einschlag fällt in denselben Zeitraum wie derjenige, der den Chicxulub-Krater im Norden der Halbinsel Yucatan in Mexiko geformt hat, der mit zirka 180 Kilometer Durchmesser jedoch bedeutend grösser ist. Der Asteroid, der ihn verursacht hat, ist die derzeit wahrscheinlichste Erklärung für das Aussterben der Dinosaurier. Um dem Nadir-Krater sein Geheimnis zu entlocken, haben die Forschen auf 3D Seismic Imaging zurückgegriffen, um das Gelände zu kartografieren. «Es gibt weltweit etwa 20 bestätigte Unterwasser-Krater, und keiner von ihnen wurde auch nur annähernd so detailliert aufgenommen«, freut sich Nicholson…

 

Stromschlag

Stromschlag
«Mir hat es einen elektrischen Schlag verpasst»: Warum das vor allem bei Kälte passiert. Türfalle angefasst: Zack, Stromschlag! Wasserhahn berührt: Zack, Stromschlag! Das lästige Phänomen tritt in der kalten Jahreszeit besonders häufig auf. Das steckt dahinter. Besonders im Winter ist das «Blitzlichtgewitter» gross: Sobald man mit blossen Fingern metallische Oberflächen oder die Hand seines Gegenübers berührt, bekommt man «eins geputzt». Besonders häufig sind solche elektrischen Schläge im Winter. Mitunter ist es so schlimm, dass man sich fragt, ob und wie man metallische Oberflächen berührt.

Warum tritt das Phänomen im Winter besonders oft auf?
Im Winter herrschen andere Luftbedingungen als etwa im Sommer. Die Luft ist dann kälter und kann weniger Feuchtigkeit halten. In Innenräumen ist es zwar wärmer. Doch dort sorgt das Heizen für trockene Luft – und für trockene Haut, was ebenfalls die kleinen Stromschläge begünstigt.

Was hat die Trockenheit mit elektrischen Schlägen zu tun?
Alle Lebewesen und Gegenstände sind permanent elektrisch geladen, wobei positive und negative Ladungen über die Feuchtigkeit in der Luft ausgeglichen werden. Wir brauchen also die Feuchtigkeit, um elektrostatische Ladung an die umgebende Luft abzugeben. Trockene Luft dagegen ist ein schlechter elektrischer Leiter. Sie führt dazu, dass sich der menschliche Körper «auflädt» und sich Spannung aufbaut. Berühren wir dann eine metallische Oberfläche an, entlädt sich diese schlagartig. Das ist der Grund, warum es uns durchzuckt.

Ist das gefährlich?
Nein. Zwar können für einen ganz kurzen Moment bis zu 35’000 Volt fliessen. Für den Körper ist so ein Schlag aber ungefährlich. Denn Verletzungen bei Elektrounfällen und ihre Schwere hängen von der Stromstärke und Einwirkdauer ab, so die Suva. Die Stromstärke ergebe sich aus der Spannung und dem Übergangswiderstand. «Letzterer wiederum hängt von der Art der Kontaktfläche (Kleidung, Hautdicke und -feuchtigkeit) und der Leitfähigkeit des Untergrunds (Gummisohlen, Parkett, feuchte Erde) ab.» Daher sei eine elektrostatische Entladung des Teppichbodens trotz 30’000 Volt ungefährlich – «weil die Energie winzig ist.» Je nach Situation bestehen aber sogenannte sekundäre Gefahren, so der Malteser Hilfsdienst. Etwa, dass man vor Schreck von der Leiter fällt und sich dabei verletzt.

Wie kommt die Ladung in unseren Körper?
Durch Alltägliches, beispielsweise beim Laufen: Allein durch das Auftreten auf dem Boden entsteht Spannung. Aber auch wenn Textilien auf unserer Haut reiben, laden wir uns auf. Zu beobachten ist so eine Aufladung, wenn man einem Luftballon über seine Haare fährt.

Wie kann man die unangenehmen Stromschläge verhindern?

    • Luftbefeuchter und Zimmerpflanzen helfen, indem sie die Luftfeuchtigkeit, zumindest in Räumen erhöhen
    • Auf synthetische Kleidung verzichten, denn die sorgt auf der Haut für statische Aufladung.
    • Naturfasern in Teppich und Sofa können ebenfalls hilfreich sein.
    • Wenn es geht: Schuhe mit Gummi- und Kunststoffsohle ausziehen. Denn Gummisohlen isolieren zusätzlich und verhindern eine Entladung über die Füsse zum Boden.
    • Creme dich ein, um die Feuchtigkeit der Haut zu bewahren.
    • Entlade deinen Körper: Dies funktioniert, wenn du geerdete Gegenstände anfasst, etwa einen Heizradiator…

Asteroid fliegt an der Erde vorbei

Asteroid fliegt heute an der Erde vorbei

Der Asteroid 2008 OS7 ist auf Kurs in Richtung Erde. Er wird diese heute knapp verfehlen, kommt aber 2032 wieder zurück. Die Nasa schätzt den Durchmesser des Weltraumfelsens auf 210 bis 480 Meter. Damit wäre er ähnlich gross wie das Empire State Building in New York. Ein Asteroid von der Grösse eines Wolkenkratzers wird am heutigen Freitag an der Erde vorbeifliegen. Es bestehe kein Risiko, dass der Himmelskörper auf der Oberfläche einschlage, teilte das Center for Near Earth Object Studies der US-Raumfahrtbehörde Nasa mit.

Der Asteroid werde den Planeten mit einer Entfernung von mehr als 2,7 Millionen Kilometern passieren. Damit sei er siebenmal so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Er wird der Erde Berechnungen zufolge im Jahr 2032 wieder relativ nahekommen, dann jedoch einen Abstand von sogar 72 Millionen Kilometer halten. Dass Asteroiden an der Erde vorbeifliegen, kommt Experten zufolge regelmässig vor. Allein am Freitag wurden drei weitere, wesentlich kleinere Gesteinskörper erwartet. Sie alle seien harmlos, hiess es…

Halo-Ring gesichtet

Halo-Ring um den Mond gesichtet
Ein Naturspektakel – Halo-Ring um den Mond in der Deutschschweiz gesichtet. Heute Nacht habe ich einen Kreis um den Mond gesichtet. Was ist das bloss? Es ist ein Halo-Ring, der sich in seiner vollen Stärke präsentiert. Ein schönes und seltenes Naturspektakel.

Halos sind Lichteffekte in der Atmosphäre, die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen. Damit Halo-Ringe entstehen können, müssen die Eiskristalle möglichst regelmässig gewachsen und durchsichtig klar sein. Meist bilden sie sich in der Höhe von acht bis zehn Kilometer und ihr Vorhandensein wird durch Cirruswolken angezeigt. Sie können sich aber im Winter auch in Polarschnee, Eisnebel oder in der Nähe von Schneekanonen bilden.

Die Regelmässigkeit der Eiskristalle wird durch möglichst langsames Wachstum der Kristalle verursacht, das eine möglichst langsame Sättigung der Luft mit Wasserdampf voraussetzt. Auch um den Mond lassen sich Haloeffekte beobachten, wie wir dies heute Nacht entdecken konnten. Allerdings ist das menschliche Auge bei geringer Lichtintensität kaum in der Lage, Farben wahrzunehmen, weshalb die schwächeren Mond-Halos weiss erscheinen. Halos lassen sich unter obigen Bedingungen um nahezu jede stärkere Lichtquelle beobachten…

Warnung vor DNA-Tracking

Forscher warnen vor DNA-Tracking
Es kommt der Tag, an dem sie dich überall aufspüren können. Überall um dich herum in der Umwelt gibt es DNA: Du verlierst diese eDNA mit Hut, Haaren und Exkrementen. Die Wissenschaft nutzt eDNA in der Biologie, warnt nun aber vor einem möglichen Missbrauch der Technik.

Für die Wissenschaft ist das Sammeln von enviromental DNA eigentlich eine gute Sache. Denn diese eDNA, also DNA aus der Umwelt, hilft ihnen, besser zu bestimmen, welche Lebewesen an welchem Ort existieren. So muss man etwa nicht mehr mühsam Arten zählen, wenn man einen Lebensraum auf seine Vielfalt untersuchen will, sondern wertet einfach die DNA-Spuren aus, die diese hinterlassen. Natürlich hinterlässt auch der Mensch seine DNA in seiner Umwelt: durch abfallende Hautschuppen und Haare, beim Niesen und Husten – und auch bei jedem Toilettengang. Ohne dass wir es bemerken, gibt es also um uns herum viele DNA-Spuren unserer Mitmenschen. Das kann für einen Biologen mitunter zum Problem werden, müssen Wissenschaftler vom Whitney Laboratory for Marine Bioscience der Universität Florida feststellen, als sie per eDNA den Bestand einer bedrohten Schildkröten-Art erforschen wollen.

Ein Fussabdruck im Sand reicht aus
Denn ihnen geht dabei jede Menge menschliche eDNA ins Netz, sodass sie von einem «human-genetischen Beifang» sprechen: Wie gross der ist, habe das Team um Professor David Duffy «immer wieder überrascht»: «In den meisten Fällen ist die Qualität fast genauso gut, als hätte man die Probe einer Person genommen». Die Forschenden finden überall menschliche eDNA: in Städten, aber auch im Meer und an Flussufern – und selbst in entlegeneren Gegenden. Auf der Suche nach unbelastetem Material besuchen sie in Florida eine Insel, die nicht betreten werden darf. Sie ist frei von menschlicher eDNA – zumindest bis ein Mitglied des Teams barfuss den Strand entlangläuft. Ein Abdruck im Sand reicht aus, um seine eDNA nachzuweisen. Die Amerikaner nehmen auch eine Probe der Abluft eines Tierspitals. In dieser können sie nicht nur die eDNA der Patienten und der Angestellten nachweisen, sondern auch die von Viren, die typischerweise in Tieren vorkommen. Ihre Studie, die ethische Probleme der eDNA thematisiert, haben sie nun im Fachblatt «Nature Ecology & Evolution» veröffentlicht.

eDNA verrät auch Krankheitsrisiken
Heikel ist, dass die eDNA sehr viel über die Trägerin oder den Träger verraten kann. Co-Autor Mark McCauley und sein Team konnten in einer Probe nachweisen, dass die Person erhöhte Krankheitsrisiken wie etwa Diabetes hat. «All diese sehr persönlichen, angestammten und gesundheitsbezogenen Daten sind frei verfügbar, und sie fliessen jetzt gerade um uns in der Luft herum», macht er auf einer Pressekonferenz deutlich. Das Team habe darauf verzichtet, zu versuchen, einzelne Spuren genau zuzuordnen, so McCauley. Doch das werde in Zukunft «definitiv» möglich sein: «Die Frage ist, wie lange es dauert, bis wir in die Phase kommen.» Und damit ergeben sich ethische Probleme: Mit speziellen eDNA-Werkzeugen könnten Minderheiten kontrolliert, Verbrecher gejagt oder Kranke aussortiert werden. Die Studie macht Jus-Professorin Natalie Ram von der Universität Maryland mit Blick auf die Privatsphäre «ernste Sorgen»: «Unfreiwillige geteilte genetische Informationen für investigative Ziele zu nutzen, bürgt das Risiko, dass wir alle unter andauernde genetische Überwachung fallen.» Die Autoren betonen, dass die eDNA viele Vorteile verspreche: Krebs-Mutationen könnten im Abwasser aufgespürt oder scheinbar unlösbare Mordfälle geklärt werden. Doch der mögliche Einsatz gegen «verletzliche Personen oder ethnische Minderheiten» habe sie dazu bewogen, vor einer möglichen Gefahr zu warnen. Über diese müsse man nun diskutieren…

Knabbern macht süchtig

Warum wir vom Knabbern nicht genug kriegen
Ob 100 Gramm oder die doppelte Menge in der Packung sind, ist egal: Geöffnete Chipstüten schaffen es selten mit Rest in den nächsten Tag. Warum ist die Lust am Knabbern bei ihnen so schwer zu bremsen? Für viele sieht der optimale Feierabend in etwa so aus: Beine hoch, Fernseher an, Chipstüte her. Oft geht der Griff aber schon wenig später ins Leere. Warum können wir nicht aufhören, bevor die ganze Tüte leer ist? Weil das Futtern gerade von Fettigem oder Süssem glücklich macht, wie Martin Smollich, Ernährungswissenschaftler am Institut für Ernährungsmedizin an der Universität zu Lübeck und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, erklärt. «Die Darmzellen haben Sensoren für Zucker und Fett.» Wenn dort die Moleküle aus der Nahrung ankämen, werde ein elektrischer Impuls über die Nerven ins Gehirn geleitet. «Dort wird dann der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dopamin verstärkt den Appetit und erzeugt ein Glücksgefühl.» Und ganz besonders glücklich reagiert das Gehirn, wenn Zucker und Fett in einem Lebensmittel miteinander kombiniert sind. Manche Experten sprechen vom sogenannten Nutella-Effekt.

Süsspräferenz ist angeboren
Die Vorliebe für Süsses und Fettiges hat ihren Ursprung in Zeiten des Mangels. «Früher war es so, dass Nahrung insgesamt knapp und vor allem im Winter kaum vorhanden war», erklärt Smollich. Und Fett und Zucker seien die wichtigsten Energieträger. «Menschen, die darauf besonders angesprochen und sich Vorräte für Hungerzeiten angegessen haben, hatten folglich auch die besseren Überlebenschancen.» Studien hätten gezeigt, dass der Mensch über eine angeborene Süsspräferenz verfügt, sagt Smollich. «Schon ungeborene Kinder im Uterus lächeln, wenn die Schwangere etwas Süsses statt etwas Bitterem isst.» Diese Prägung mache auch Sinn: In der Natur gebe es fast nichts, was süss und gleichzeitig giftig sei. Giftige Pflanzen und Früchte schmeckten meist bitter. Ein weiterer Faktor sind kulturelle Muster. In einigen Regionen gehöre das Feierabendbier einfach dazu – «und das gilt auch für Chips», sagt Christoph Klotter, bis zu seinem Ruhestand Ernährungspsychologe und Psychotherapeut an der Hochschule Fulda. «Denn die stehen in unserer Kultur für Erholung, Entspannung und Vergnügen.» Daneben spiele Gewohnheit eine Rolle, so Klotter. «Wenn ich in den Supermarkt gehe, dann wähle ich seit Jahren immer die gleiche Joghurtsorte aus. Oder wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dann muss es eben etwas Süsses sein.» Nicht zuletzt werde Essen oft als Emotionsmanager eingesetzt. «Wenn wir abends alleine vor dem Fernseher sitzen und uns einsam fühlen, dann wird der Kummer weggegessen», sagt der Psychologe. Mit dem Partner könne es am Ende des Tages Konflikte geben – mit dem Kühlschrank nicht.

Neue Muster lernen ist schwer
Wie stark sich solche Gewohnheiten ins Gehirn fräsen, zeigt eine kürzlich vorgestellte Studie. Weil fettige und süsse Lebensmittel das Belohnungssystem so stark aktivierten, lerne das Gehirn, unbewusst solche Lebensmittel zu bevorzugen, berichtete ein Team des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln im März. «Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen», erläuterte Studienleiter Marc Tittgemeyer. Eingefahrene Muster zu durchbrechen und die Chipstüte gar nicht erst aufzumachen, sondern vielleicht zum gesünderen Apfel zu greifen, könne daher schwerfallen, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Chips zählten zudem zu den Lebensmitteln mit eingebautem Suchtfaktor: «Klar ist, dass in Chips Stoffe enthalten sind, die geschmacksverstärkend wirken. Vor allem Aromen stehen im Verdacht, ein stärkeres Verlangen auszulösen. Hefeextrakt, und früher das Glutamat, haben eine ähnliche Wirkung.» Entsprechend gross muss der Wille sein, die Chipstüte mal nicht anzurühren – oder zumindest nur einen kleinen Teil wegzufuttern. Dafür sei unter anderem wichtig, dass das Futtern nicht nebenbei – also etwa parallel zum Film- oder Handygucken – passiere, sagt Ernährungswissenschaftler Smollich. Wichtig sei auch Unterstützung durch Berater oder eine vertraute Person aus dem Umfeld. Denn, wie Armin Valet bemerkt: Die nächste Chipstüte ist bei einem Anfall von Verlangen meist ein kurzes Stück entfernt schon zu haben…

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