Monthly Archives: August 2012

Schlimmer der Stich

Je stärker die Farbe desto schlimmer der Stich
Mit Hilfe ihrer schwarz-gelben Färbung warnen Gallische Feldwespen Fressfeinde vor ihrer Giftigkeit. Je farbintensiver ihr Hinterleib ist, desto mehr Gift tragen sie in ihrem Stachel. Das berichten spanische Wissenschaftler im Fachmagazin „Frontiers in Zoology“, nachdem sie die in Europa heimische Wespenart fotografiert und vermessen hatten. Sowohl für die Giftproduktion als auch für die Erzeugung einer strahlend schwarz-gelben Körperfarbe verbrauchten die Insekten viel Energie, heisst es in der Studie. Schwächere und damit weniger giftige Wespen oder andere Insekten könnten die Warnfarbe also nur schwer nachahmen, um Fressfeinde von sich fernzuhalten. Das schütze vor einem Missbrauch der Abwehrtaktik, sagen die Forscher. Dabei locke die auffällige Färbung Fressfeinde zwar zunächst an, einmal vernascht, würden diese aber schnell aus dem üblen Beigeschmack lernen und sich das nächste Mal andere Beutetiere suchen, sagen die Wissenschaftler. Warnfärbung, auch Aposematismus genannt, wird von Tieren verwendet, um potenziellen Fressfeinden ihre Ungeniessbarkeit oder Wehrhaftigkeit zu signalisieren. Beim ersten Biss lernen diese somit, welche Beute sie lieber meiden sollten. Bekannt ist etwa, dass Vögel feine Unterschiede in der Färbung ihrer Beute erkennen und besonders vorsichtig bei farbigen Insekten sind. Dabei wurde bei Marienkäfern bereits nachgewiesen, dass ihre Giftigkeit mit der Intensität ihrer roten Färbung steigt, schreiben Gregorio Moreno-Rueda von der Universidad de Granada und seine Kollegen. Insgesamt gebe es bisher jedoch nur wenige Studien, welche diesen Zusammenhang beleuchten.

Forscher vermessen Wespenköpfe und Hinterleiber
Am Rande des Dorfes Moraleda de Zafayona in der Nähe von Granada sammelten die Forscher aus 30 verschiedenen Nestern Arbeiterinnen der Gallischen Feldwespe. Diese ist vor allem im Süden Europas und auch in Süddeutschland weit verbreitet. Die rund einjährigen Wespen wurden alle innerhalb von einer Stunde eingefangen und in Ethanol konserviert. Im Falle eines Farbverlustes während der Lagerung garantierte dies, dass alle Untersuchungstiere gleichermassen an Farbe verloren und somit der Vergleich unter den gesammelten Exemplaren möglich war, erklären die Zoologen. Eine Woche später fotografierten sie die Insekten und berechneten die Farbintensität ihrer schwarz-gelb gestreiften Körper, vermassen aber auch die Länge und Dicke der Wespenköpfe und Hinterleiber. Am Ende ihrer Untersuchung entleerten die Wissenschaftler die Giftdrüsen der Wespen, um die Menge des darin enthaltenen Gifts abzuschätzen.

Giftmenge im Stachel steigt mit Farbpracht
„Man könnte annehmen, dass grössere Wespen schlichtweg auch eine grössere Giftdrüse haben“, sagt Moreno-Rueda. In der Tat ergebe dies auch ihre Untersuchung. Unabhängig von der Grösse der Wespen zeigte sich jedoch auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Leuchtkraft der Farben und der Giftmenge in ihrem Stachel: Je reiner und damit leuchtender das Gelb und das Schwarz ihrer Streifen war, desto mehr Gift hatten die Wespen in ihrem Stachel gespeichert. Für die Giftproduktion, aber auch für die Erzeugung einer strahlend schwarz-gelben Körperfarbe verbrauchten die Insekten viel Energie, schreiben die Forscher. Nur gesunde und kräftige Tiere könnten also durch ihre Farbpracht signalisieren, dass sie besonders giftig sind. Schwächere Wespen können dies hingegen nicht vortäuschen, um Fressfeinde abzuhalten. Das schütze davor, dass die Warnfärbung durch zu häufigen Missbrauch unwirksam wird, erklären die Wissenschaftler.

Lego verliert Markenrecht

Lego verliert langjährigen Streit über Markenrecht in der Schweiz
Der Lego-Baustein kann für seine Form auch in der Schweiz keinen Markenschutz beanspruchen. Das Bundesgericht hat der kanadischen Konkurrenzfirma Mega Brands Inc. Recht gegeben und einen mehr als zehn Jahre dauernden Streit beendet. Die dänische Lego-Herstellerin hatte die Form ihrer Klemmbausteine mit Noppen in der Schweiz bereits vor Jahren als dreidimensionale Marke eintragen lassen. Auf Klage der kanadischen Mega Brands, welche seit den 1980-er Jahren lego-kompatible Klötzchen herstellt, erklärt das Zürcher Handelsgericht die Formmarken 2002 für nichtig. Das Bundesgericht gab Lego 2004 dann teilweise Recht und schickte die Sache zurück ans Handelsgericht. Die Richter in Lausanne verlangten eine Abklärung der Frage, ob die Form der Lego-Steine für Steck-Bauklötze technisch notwendig sei, was einen markenrechtlichen Schutz ausschliessen würde.

Auch kein Schutz in EU
Im vergangenen November erklärte das Handelsgericht die Lego-Marken dann erneut für nichtig. Die Zürcher Richter waren gestützt auf Gutachten und Versuche zum Schluss gekommen, dass alle möglichen Alternativformen mit höheren Herstellungskosten verbunden wären. Die Gestalt der Lego-Steine sei damit nicht schutzfähig. Das Bundesgericht hat diesen Entscheid nun bestätigt und die Beschwerde von Lego abgewiesen. Zum gleichen Schluss wie die Schweizer Justiz war 2010 bereits der Europäische Gerichtshof (EuGH) bezüglich der Lego-Gemeinschaftsmarke sowie 2009 der Bundesgerichtshof in Bezug auf die deutsche Formmarke gekommen.

Chamäleon-Roboter

Neuer Chamäleon-Roboter kann sich tarnen
Faszinierende Erfindung in Cambridge. Er läuft auf vier Beinen und kann sich nahezu unsichtbar an seine Umgebung anpassen: US-Forscher haben einen Roboter erfunden, der wie ein Tier wirkt – und vielleicht bald seine „Artgenossen“ bespitzelt. Wie ein Chamäleon kann ein neuartiger Roboter seine Farben wechseln. Die vierbeinige Erfindung sei verschiedenen Tieren nachempfunden, berichtete das Team um Stephen Morin von der Harvard-Universität in Cambridge (USA) im Fachjournal „Science“. Die Maschine könnte künftig zum Beispiel helfen, Tiere unbemerkt in freier Wildbahn zu beobachten. Umgekehrt liessen sich damit auch Geräte in einer unübersichtlichen oder schlecht beleuchteten Umgebung besser erkennbar machen. Als Vorbilder dienten den Forschern farbwechselnde Tiere wie Tintenfische oder einige Insekten. Das künstliche Chamäleon ist in mehrfacher Hinsicht flexibel. Die Forscher haben den gummiartigen Roboter so beschichtet, dass er nicht nur seine Farbe ändern kann: Es lassen sich auch Muster, Beleuchtung und Temperatur der neuartigen Oberfläche variieren. Weil sich mit dieser Erfindung ebenfalls die Oberflächentemperatur regulieren lasse, könnten die Forscher den Roboter auch im Infrarotbereich sichtbar machen oder tarnen. Flexibel wie Gummi macht den Roboter ein Netz aus kleinen Kanälen, die je nach Bewegung mit Luft befüllt werden oder leerbleiben. Ein zweites Netz aus Kanälen verläuft oberflächlich und füllt sich je nach Bedarf mit Farbe sowie kalten oder warmen Flüssigkeiten.

Leuchtende Quallen

Leuchtende Quallen am Strand
Tausende von leuchtenden Quallen waren ans Ufer der Küste geschwommen. Sieht schon atemberaubend aus, vor allem bei Nacht…

Extremangler zeigt Beute

Extremangler zeigt seine monströse Beute
Wie mythische Urzeitgeschöpfe muten die Riesenfische an, die der gebürtige Engländer Jeremy Wade aus den Gewässern der Welt gezogen hat. Der Biologe und Reiseschriftsteller geht in der erfolgreichen britischen TV-Serie «River Monsters» Legenden von Seeungeheuern und ihren Entsprechungen in der Wirklichkeit auf den Grund. Doch auch in der Realität wirken die Riesenzackenbarsch, Sägerochen und Tigerfische respekteinflössend und geradezu ungeheuerlich.

Bunjee-Jumping für Götter

Bunjee-Jumping für die Götter
Der souveräne Inselstaat Vanuatu liegt Mitten im Südpazifik. Um zu gewährleisten, dass sich die Götter bei der jährlichen Yamswurzel-Ernte gnädig zeigen, stürzen sich die Inselbewohner von einem zehn Meter hohen Holzturm kopfüber in die Tiefe. Dabei sind ihre Knöchel lediglich an zwei separaten Lianensträngen festgebunden. Ein Aberglaube besagt, dass es Glück bringt, mit dem Kopf auf dem Boden aufzuschlagen. Fotograf Steve Davey machte diese spektakulären Aufnahmen des Rituals, dass die Einheimischen «Naghol» nennen. Seit vielen Generationen stürzen sich die Inselbewohner von Pentecost bei dieser vorzeitlichen Form des Bungee-Jumpings in die Tiefe. Auch, wenn die Sprünge in den meisten Fällen gut ausgehen, bleibt die Gefahr doch real. Ausgerechnet bei einem Staatsbesuch von Königin Elisabeth II. im Jahr 1974 kam ein Springer ums Leben. Ein weiterer Dorfbewohner war nach einem schweren Sturz im Jahr 2006 querschnittsgelähmt und 2011 starb ein Kameramann, als einer der Holztürme einstürzte. Auch Steve Davey wurde beinahe Zeuge eines fatalen Unfalls, als einer der Lianenstränge riss. «Der Springer trudelte völlig unkontrolliert in der Luft und schlug auf dem Boden auf. Daraufhin setzte er sich auf und schaute verdutzt auf die gerissene Liane. Er war sich offenbar im Klaren darüber, dass er dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Doch er war bei weitem nicht der Einzige. Auch einige der anderen Springer landeten recht unsanft auf ihrem Kopf. Sie mussten daraufhin auf wackeligen Beinen von anderen Dorfbewohnern gestützt werden.»

Das «Naghol» findet vorwiegend in den Monaten April und Mai, während der Regenzeit, statt. Dann sind die Lianen nicht so ausgetrocknet und wesentlich dehnbarer. Die Dorfbewohner errichten den Holzturm, suchen die Lianen aus und errechnen, welche Länge die Stricke haben müssen, ganz ohne Hilfe von technischen Hilfsmitteln. Der Turm wird auf einem Abhang errichtet und ist zwischen sechs und zehn Metern hoch. Der Boden wird vor den Sprüngen umgegraben, um die Erde weicher zu machen. Dennoch braucht man für das Ritual jede Menge Mut. Das gefährliche Ritual wird von Tänzen und Gesängen der Dorfbewohner begleitet. Sie sollen den Springern Mut machen, sie motivieren, von immer höheren Plattformen zu springen. «Die Springer arbeiten sich von unten nach oben durch», erzählt Steve Davey. «Je höher die Männer kommen, desto arroganter werden sie. Ich glaube, dass sie sich mit ihren stolzen Posen selbst Mut zusprechen wollen. Der letzte Springer macht das meiste Theater im Vorfeld. Daraufhin stürzt er sich ohne zu Zögern in die Tiefe.»

Physiker bauen Sandburgen

Physiker untersuchen Sandburgen
Mit dem Bauen von Sandburgen befassen sich vor allem Kinder und Väter am Strand oder auf dem Spielplatz, sollte man meinen. Aber auch Physiker verfassen dazu Studien und finden heraus: Auf die Wassermenge kommt es an! Beim Bau hoher Sandburgen kommt es vor allem auf die richtige Wassermenge an. Optimal ist eine Feuchte von nur etwa einem Prozent, wie niederländische Physiker nun in einer Studie herausfanden. Dies werde oft schon allein durch feuchte Luft erreicht. Trockenere Türme neigten zum Zerbröseln, feuchtere wurden zu schwer und brachen daher ebenfalls schneller zusammen. Grund für die Anziehungskräfte im feuchten Sand sind winzige Brücken aus Wasser, die die Sandkörner zusammenhalten. Die Physiker um Daniel Bonn der Universität Amsterdam bauten für die Studie simple Sandzylinder unterschiedlicher Dicke und Höhe. Dabei beobachteten sie das gleiche, was auch kleine Urlauber immer wieder erleben: Ist ein Turm zu hoch und schmal, so bricht er unter seinem eigenen Gewicht zusammen. Nach Forscherangaben spielt dabei nicht nur der Wassergehalt eine entscheidende Rolle. Die maximale Höhe sei auch eine komplizierte Funktion des Durchmessers. Das Team berichtet darüber in den britischen „Scientific Reports“.

Stabile Sandburgen unter Wasser
Nach den Berechnungen kann ein Sandzylinder von 20 Zentimeter Durchmesser sogar 2,5 Meter hoch werden. Diese Erkenntnis stimme recht gut mit den Bauwerken überein, die bei der „Sand World“ in Lübeck-Travemünde einstmals aufgetürmt worden seien, erläutern die Forscher. Die Haftwirkung ist nicht nur auf Wasserbrücken beschränkt. Mit speziellem wasserabstossendem Sand gelang es den Forschern, stabile Sandburgen unter Wasser zu bauen. In diesem Fall vermitteln winzige Luftblasen zwischen den Körnern und halten die Bauten zusammen.

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