Unheimliche Geisterschiffe

Die zehn unheimlichsten Geisterschiffe
Manche sind nur Legenden, andere gibt es wirklich. Sie kämpfen sich einsam durch die Wellen, keiner putzt das Deck, keiner hisst die Segel. In der Kombüse stehen die Töpfe und Teller so, als wäre der Smutje eben noch da gewesen. Durch die Gänge rollen leere Flaschen, in den Kajüten liegen Kleider und Schuhe. Aber von der Mannschaft ist weit und breit keine Spur. Wo sind sie geblieben? Wurden sie alle von einer riesigen Welle über Bord gespült? Hat einer von ihnen alle anderen getötet, alle Leichen beseitigt und ist als letzter über Bord gesprungen? Nichts ist unheimlicher, als wenn sich gleich eine ganze Gruppe Menschen in Luft auflöst. Über manche Geisterschiffe gibt es nur Gerüchte und Legenden, andere sind sehr real und wurden gründlich untersucht.

Die Papiere der „Ourang Medan“ wurden nie gefunden
Die „Ourang Medan“ war ein Dampfschiff, das inzwischen als „Geisterschiff der Südsee“ bekannt ist. Der Funker der „Ourang Medan“ sendete am 27. Juni 1927 einen SOS-Ruf und teilte mit, dass man an Bord des Schiffs dringend einen Arzt brauche. Später meldete sich der Funker noch einmal: „Alle Offiziere sind tot, auch der Kapitän. Wahrscheinlich sind alle tot. Ich sterbe“. Das Dampfschiff war fernab aller üblichen Schifffahrtsrouten im Pazifik unterwegs, dennoch war am nächsten Tag ein anderes Schiff – die „Silver Star“ – in der Nähe. Kein Mensch auf der „Ourang Medan“ gab Zeichen oder antwortete. Schliesslich wagten sich einige Matrosen der „Silver Star“ an Bord. Sie fanden nur Leichen. Die Toten wirkten, als seien sie in einer Schrecksekunde inmitten einer Bewegung, in der sie nach etwas greifen wollten, erstarrt. Der Anblick war grauenhaft. Der Kapitän der „Silver Star“ entschloss sich, die „Ourang Medan“ in Schlepptau zu nehmen. Aber dann begann das unheimliche Schiff zu brennen. Der Kapitän schnitt die Seile durch, kurz darauf explodierte die „Ourang Medan“. Welches Drama hatte sich auf dem Schiff abgespielt? Einen kleinen Hinweis gibt es dank des einzigen Überlebenden. Zehn Tage nach der Explosion kam auf den Marschallinseln ein Rettungsboot mit sieben Toten und einem Überlebenden an. Sie alle waren von der „Ourang Medan“ geflohen. Der Überlebende berichtete, dass man in China eine geheime Ladung an Bord genommen hatte und dass kurz darauf alle krank wurden. Bis heute nimmt man an, dass das Schiff Zyankali geladen hatte und dass sich giftige Blausäuredämpfe im Schiff verbreitet hatten. Allerdings hat man nie richtige Schiffspapiere gefunden. Wem es gehörte, woher es kam, wohin es wollte – alles verblieb ein Rätsel.

Der „Fliegende Holländer“ gilt als schlechtes Omen
Heinrich Heine hat über ihn gedichtet, Wilhelm Hauff hat eines seiner schönsten Märchen über ihn geschrieben, viele andere Dichter wurden von ihm inspiriert. Aber spätestens seit Wagner eine Oper über den unter einem Fluch leidenden Kapitän schrieb, ist der „Fliegende Holländer“ das berühmteste Geisterschiff überhaupt. Die Frage ist: Gab es ihn wirklich, diesen unglückseligen Kapitän, der bis zum jüngsten Tag auf See bleiben muss und nur alle sieben Jahre kurz das Land betreten darf? Woher die Geschichte stammt, weiss man nicht genau. Im 16. Jahrhundert wurden viele Geschichten über wagemutige holländische Kapitäne erzählt, die mit dem Teufel in Pakt standen oder selbst ihre ganze Mannschaft verflucht hatten. Wahrscheinlich ist der wahre Fliegende Holländer ein Kapitän namens Hendrick van der Decken. Er wollte unbedingt das Kap der Guten Hoffnung umfahren und er schwor, es bis zum Jüngsten Gericht immer wieder zu versuchen. Dann stach er in See. Auch als ein Sturm aufzog, fuhr er weiter und blieb unbeirrt an Deck. Er soff, rauchte Pfeife, sang obszöne Lieder und lachte laut über seine Mannschaft, die vor Angst zitterte. Es kam zur Meuterei, der Kapitän erschoss die Meuterer, aber dann explodierte die Waffe in seiner Hand. Die Mannschaft und er waren tot. Seitdem soll er rastlos über die Meere segeln und allen anderen Schiffen, die ihn sehen, den Tod bringen. Das Schiff des „Fliegenden Holländers“ soll unzählige Male gesichtet worden sein, und jedes Mal galt es als schlechtes Omen. Sogar der deutsche Admiral Karl Dönitz behauptete im Zweiten Weltkrieg, dass einige U-Boot-Crews vor ihrem Untergang den „Fliegenden Holländer“ gesehen haben wollen.

Die „Mary Celeste“ hatte Industriealkohol geladen
Die Geschichte der „Mary Celeste“ wird auch das grösste Mysterium der Seefahrt genannt. Die „Mary Celeste“ war ein Zweimaster. 1872 fand man das Schiff ohne Mannschaft zwischen den Azoren und Portugal einsam auf dem Atlantik treibend. Es war am 7. November in New York ausgelaufen und wollte nach Genua segeln. An Bord waren mehrere Passagiere, Kapitän Benjamin Briggs und eine Ladung Industriealkohol. Noch am 4. Dezember wurde die „Mary Celeste“ gesichtet, und alles schien normal zu sein. Am 13. Dezember fand man das Schiff verlassen, ziellos schaukelnd auf den Wellen. Die Schiffspapiere fehlten, aber das Frühstücksgeschirr mit dem Tee stand noch auf dem Tisch. Einige Pfeifen der Mannschaft lagen in ihren Ständern und waren noch warm. Hier hatte jemand gefrühstückt und geraucht – und dann in aller Hast mit Papieren das Schiff verlassen. Warum? Die Ladung war unberührt, es gab genügend frisches Trinkwasser und ausreichend Lebensmittel. Das Rettungsboot fehlte. Man fand einige Blutspuren in der Kajüte des Kapitäns, und man vermutete deshalb dass der Kapitän ermordet worden war und dass dann alle geflohen sind. Beweisen konnte man diese Theorie jedoch nie. Die „Mary Celeste“ wurde noch 17 Mal weiterverkauft. Am Ende wollte ein Besitzer mit ihr die Versicherung betrügen und versenkte das unglückselige Schiff. Der Versicherungsbetrug flog allerdings auf.

Die „Lady Lovibond“ zeigt sich alle 100 Jahre
Die „Lady Lovibond“ spuckt als Geisterschiff vor der Küste Englands. Am 13. Februar 1748 nahm Kapitän Simon Reed seine frisch angetraute Frau Annette mit auf sein Schiff „Lady Lovibond“, obwohl er damit ein ungeschriebenes Gesetz verletzte. Frauen bedeuteten auf Schiffen Unglück und hatten damals an Bord nichts zu suchen. Aber Kapitän Simon Reed liebte seine Annette einfach über alles. Dieses Mal brachte die junge Frau dem Schiff wirklich kein Glück. John Rivers, der erste Offizier, war ebenfalls verliebt in Annette. Er begann auf dem Deck eine Prügelei mit dem Kapitän. Das Drama endete damit, dass John Rivers die „Lady Lovibond“ absichtlich auf Sandbänken auflaufen liess. Alle Mann und Annette ertranken. Seitdem spukt das Schiff vor der Küste von Dover. Es zeigt sich genau alle 100 Jahre am 13. Februar zwischen den Sandbänken. Es gibt anscheinend Augenzeugen sowohl für den 13. Februar 1848 und für den 13. Februar 1948. Am 13. Februar 2048 wird sie wieder erwartet. Das Schiff soll genauso aussehen, wie früher. Allerdings hat die „Lady Lovibond“ als Geisterschiff einen grünen Schein.

Die „Octavius“ auf eiskalten Abwegen
Am 11. Oktober 1775 fand das Walfangschiff „Herald“ die „Octavius“ an der Küste von Westgrönland. Das Schiff war 13 Jahre verschollen gewesen! Die ganze Besatzung war tot, auch der Kapitän lag tot in seiner Kajüte. Alle waren erfroren. Der Anblick des Kapitäns war besonders schaurig. Er sass, so Augenzeugen, steifgefroren an seinem Schreibtisch und hielt immer noch die Feder in der Hand, mit der er ins Logbuch schrieb! In seiner Kajüte lagen eine tote Frau und ein totes Kind. Was machte die „Octavius“ dort oben in Westgrönland? Die „Octavius“ hatte sich 13 Jahre zuvor auf den Weg nach Indien gemacht und war dort nie angekommen. Wahrscheinlich hatte der Kapitän versucht, die viel kürzere Nord-West-Passage zu befahren und war bei Alaska in Packeis geraten. Es kann sogar sein, dass der Kapitän der erste war, der diesen Weg entdeckt hat. Er konnte nur nicht mehr darüber berichten. 13 Jahre lang soll das Schiff mit seinen zu Eis erstarrten Menschen ungesteuert in Nordpol-Nähe gefahren sein, bis es in Westgrönland auftauchte. Das Logbuch konnte keine genaueren Angaben mehr liefern. Es war gefroren, und als man es mit in die Wärme nahm, zerfiel es.

Die „Young Teazer“ explodierte
Während des Britisch-Amerikanischen Krieges 1812 war die „Young Teazer“ als Piratenschiff unterwegs. Privatpersonen durften damals feindliche Schiffe entern und ausräumen. Sie bekamen dazu von der Regierung sogar einen offizielle „Kaperbrief“. Einige Zeit waren die Männer der „Young Teazer“ sehr erfolgreich, dann aber wurde die „Young Teazer“ selbst von feindlichen Schiffen verfolgt. Im Juni 1813 wurde sie schliesslich von der „HMS Hogue“ in den Hafen von Halifax gejagt, aber die „Young Teazer“ konnte entkommen. Immer wieder gelang es dem kleinen Piraten-Schoner, vor den britischen Schiffen zu fliehen. Am Ende war es dann aber in der Bucht von Mahone in Neuschottland (Kanada) gefangen. Die Situation war aussichtslos und die Männer wussten, dass man sie hängen würde. Die Besatzung wollte deshalb fliehen und das Schiff vorher in die Luft sprengen. Das Schiff explodierte viel zu früh. Viele „Teazer“-Männer starben, andere überlebten schwer verletzt. Die Überlebenden kamen in ein Gefängnis, die Toten wurden an der Küste beigesetzt. Seit der Explosion wurde die „Young Teazer“ immer wieder gesichtet. Wie aus dem Nichts taucht es als brennendes Geisterschiff in der Mahone-Bucht in Neuschottland auf. Es soll inzwischen Hunderte von Augenzeugen geben, die berichten, dass es plötzlich vor ihnen war. Einige sahen es aus nächster Nähe und berichteten, dass sie Männer beobachteten, die über das brennende Deck liefen und um ihr Leben kämpften. Die Überreste des Wracks wurden damals von Küstenbewohnern eingesammelt, das kostbare Holz zum Hausbau verwendet. In einem dieser Häuser soll es spuken. Heute findet an der Küste jährlich ein Festival zu Ehren des Geisterschiffes statt.

Auf der „MV Joyita“ fehlte das Logbuch, der Sextant und der Chronometer
Die „MV Joyita“ war eigentlich eine Luxusjacht, die 1931 in Los Angeles (USA) für den Filmdirektor Roland West gebaut wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Jacht von der Navy an der Küste von Hawaii eingesetzt. Am 3. Oktober 1955 lief das Schiff von Samoa in Richtung Tokelau im Südpazifik aus. Es waren 25 Menschen an Bord, darunter Regierungsbeamte, zwei Kinder und ein Chirurg, der auf Tokelau gebraucht wurde. Die Überfahrt sollte nur zwei Tage dauern, aber das Schiff verschwand. Man fand es am 10. November 1955, 600 Meilen von seiner Route entfernt. Es war kein Mensch mehr an Bord, und alle Uhren waren um 10.25 Uhr stehengeblieben! Eine der Maschinen lief immer noch, aber es fehlten 4 Tonnen Fracht. Da sich die Last verschoben hatte, hatte es eine starke Schlagseite. Man fand an Deck blutiges Verbandsmaterial, aber sonst nichts. Das Logbuch, der Sextant und der Chronometer fehlten. Gerüchte verbreiteten sich. Japanische Soldaten sollen sich angeblich an dem Schiff gerächt haben, weil es während des Krieges im Zweiten Weltkrieg gegen die japanische Armee eingesetzt worden war. Was wirklich passierte und wo die 25 Menschen geblieben sind – man weiss es bis heute nicht.

Die „Baychimo“ verschwand 1931 in einem Schneesturm
Die „Baychimo“ war ein in Deutschland gebauter Frachter, der in den Zwischenkriegsjahren an der kanadischen Küste fuhr und zu einem sehr realen Geisterschiff wurde. Im Oktober 1931 geriet der Frachter in Packeis. Die Männer konnten sich an Land ein Lager bauen, in dem sie überwintern wollten. Am 24. November 1931 kam es zu einem schrecklichen Schneesturm. Als er vorüber war, war das Schiff verschwunden. Die Männer an Land waren davon überzeugt, dass es im Sturm gesunken war. Aber dann tauchte es immer wieder auf. Man sah es mal da, man sah es mal dort. Manche konnten es sogar betreten, aber es war immer zu viel Eis in der Nähe, um es anzuseilen und abzuschleppen. Als Geisterschiff soll es jahrzehntlang an der kanadischen Küste entlang gefahren sein. 1969 sah man den Frachter zum letzten Mal. Die „Baychimo“ war im Eis im Nordwesten Alaskas eingefroren. 2006 schickte die Regierung von Alaska einen Suchtrupp los, der das „Geisterschiff der Arktis“ finden sollte. Bis jetzt ohne Erfolg.

Von der elfköpfigen Mannschaft der „Carrol A. Deering“ fehlt jede Spur
Als man die „Carrol A. Deering“ am 4. Februar 1921 fand, war ausser einer hungrigen Katze niemand an Bord. In der Kombüse hatte jemand gekocht, das noch warme Essen stand fertig zum Servieren bereit. Die Rettungsschiffe waren weg, die Anker fehlten und zwei Schiffslichter waren so gesetzt, dass sie „Manövrierunfähigkeit“ signalisierten. Von der elfköpfigen Mannschaft war weit und breit keine Spur. Schon die Vorgeschichte war dramatisch gewesen. Die „Carrol A. Deering“ war ein Schoner mit fünf Masten und war als Lastschiff im Einsatz. Auf der Jungfernfahrt nach Rio de Janeiro wurde der Kapitän krank und musste das Schiff in Rio de Janeiro verlassen. Kapitän Wormell wurde angeheuert, dazu kam noch Charles McLellan als erster Offizier. In Barbados lief das Schiff den Hafen an, um Wasser und Proviant zu holen. Dabei betrank sich McLellan so sehr, dass er verhaftet wurde und vom Kapitän aus dem Gefängnis ausgelöst werden musste. Die beiden Männer stritten sich anschliessend lautstark, und als das Schiff ablegte, herrschte an Bord der „Carrol A. Deering“ eine düstere Stimmung. Später beobachtete ein Feuerschiff, dass die „Carrol A. Deering“ einen Kurs nahm, der zu den berühmten und berüchtigten Untiefen vor der Küste von North Carolina (USA) führte. Am 31. Januar 1921 sah man das Schiff auf den Sandbänken von Cape Hatteras vor North Carolina. Aber es tobte der stärkste Sturm seit 22 Jahren und es dauerte bis zum 4. Februar, bis jemand das Schiff betreten konnte. Der Sturm war zu heftig gewesen. Wo war die Mannschaft geblieben? Warum hatte das Schiff diesen Kurs genommen und war auf die Sandbänke vor Cape Hatteras gesegelt? Die abenteuerlichsten Theorien tauchten auf. War das Schiff durch das nahe Bermuda-Dreieck ausser Kurs geraten? Hatten vielleicht sogar Bolschewiken oder Alkoholschmuggler das Boot geentert? Wahrscheinlich ist jedoch, dass es zu einer Meuterei gekommen war oder dass sich Kapitän und Erster Offizier weiterhin gestritten haben. Die Besatzung muss dann mit den Rettungsschiffen geflohen sein. Aufgrund des Sturms ertranken alle vor der nahen Küste. Leichen wurden allerdings nie geborgen, alles war immer nur eine Theorie. Das Wrack wurde aus Sicherheitsgründen teilweise gesprengt, Überreste davon blieben jedoch bis in die 50er Jahre weithin sichtbar. Das Rätsel der „Carrol A. Deering“ konnte nie gelöst werden.

Die „Eliza Battle“ sank – 26 Menschen starben
Die „Eliza Battle“ war ein luxuriöses Riverboat, das um 1850 auf dem Mississippi (USA) fuhr und dafür gebaut war, die VIPs der damaligen Zeit zu unterhalten. Selbst ein früherer US-Präsident fuhr auf dem Schiff und liess sich begeistern. Am 1. März 1858 kam es zur Katastrophe. Alle Kabinen waren mit Passagieren besetzt, im Frachtraum lagen 1200 Ballen mit Baumwolle. Insgesamt waren Hundert Personen an Bord. Einige dieser Ballen fingen Feuer und es verbreitete sich rasend schnell. Das Boot schipperte weiter flussabwärts, keiner konnte helfen. Die Passagiere, die meist nur im Nachthemd waren, sprangen verzweifelt in den eisigen Fluss. Mütter versuchten, ihre Kinder zu retten, Männer suchten nach ihren Frauen. Es kam zu fürchterlichen Szenen auf dem brennenden Schiff. Das Schiff sank schliesslich. 26 Menschen starben. Die „Eliza Battle“ blieb als Geisterschiff auf dem Mississippi zurück. Bis heute soll man sie bei Vollmond auf dem Fluss beobachten können. Augenzeugen berichten, dass sie Musik gehört haben und die Flammen so hell waren, dass sie das Schild auf der Seite des Schiffs lesen konnten. Darauf stand: „Eliza Battle“. Die Fischer am Mississippi sind bis heute davon überzeugt, dass es ein Unglück geben wird, falls man die „Eliza Battle“ sieht.

.

error: Content is protected