Bestecke ausdrucken

Kannst Du mir bitte Messer und Gabel ausdrucken?
Stellen Sie sich vor, dieser Satz würde zum Sprachrepertoire der nahen Zukunft werden? Freuen Sie sich: Wird er! Dank 3D-Printing. Noch ist es ein visionäres Szenario, aber schon heute lassen sich Alltagsgegenstände aus Software generieren: Kleiderhaken, Tassen, Modellautos, Prototypen für jegliche dreidimensionalen Objekte, für die ein 3D-Drucker die Kapazität hergibt.

Was ist 3D-Printing und wie funktioniert es?
Wir stehen an einem historischen Wendepunkt, der viele Bereiche unseres Lebens revolutionieren wird. 3D-Printing ist eine Herstellungstechnologie, die dreidimensionale Objekte modelliert, indem sie schichtweise Kunstharz oder auch andere Materialien aufträgt. Dabei kommen wie beim 2D-Druck auch verschiedenen Auflösungen zum Tragen, die über die Schichtdicke und die Zahl der Pixel pro Fläche bemessen werden. Ein Objekt kann bereits fertig montiert gedruckt werden, womit auch bisherige Montagegrenzen überwunden werden. Und das, ohne sich Sorgen um Stückzahl oder Einrichtungskosten zu machen. Verrückteste Produkte können als Einzelstück oder für die Masse produziert und auch vom Nutzer individuell modifiziert werden. Ein beeindruckendes Beispiel bietet die holländische Firma «shapeways» mit ihrem anpassbaren Sake-Set. Greifen wir noch einmal die Überschrift auf und überlegen, welche Folgen das für den Alltag hätte: Alles, was ein 3D-Drucker in Durchschnittsgrösse herstellen kann, könnte zukünftig per Email-Versand oder als Datei heruntergeladen und dann zuhause hergestellt werden. Die Technologie ist wirtschaftlich klassischer Massenproduktion bisher nicht überlegen, dennoch haben sich die Preise dafür in den letzten Jahren deutlich gesenkt und die Modelle für den Hausgebrauch sind erschwinglicher geworden.

Eine Revolution nicht nur für Designer
Das bringt uns natürlich an den Rand einer mindestens mittelgrossen industriellen Revolution. Gussformen werden überflüssig, eine Menge an Kosten können gespart werden. Für Hersteller wie Designer ist der Vorgang nahezu revolutionär, weil er die Möglichkeit gibt, Idee und Umsetzung über dieses so genannte «Rapid Prototyping» (Schnellherstellen einen Prototypen) über einen wesentlich verkürzten Zeitraum einander näherzubringen. Komplexe Gebilde wie Zellstrukturen oder Gewebesimulationen, schwierige amorphe Strukturen, die sich am Computer schon nicht einfach generieren lassen, bekommen mit diesem Herstellungsprozess wesentlich schneller eine Gestalt, als müsste man ein erstes Modell von Hand modellieren.

Open Source-Modelling?
3D-Printing könnte nicht nur die konventionelle Herstellung von Gütern revolutionieren, sondern auch logistische Bereiche wie Lagerhaltung und Versand: Beides entfiele für ein jeweiliges Produkt, könnte man sich dieses einfach zuhause ausdrucken. Jeder könnte zudem Bastler werden und schnell in Eigenregie Produkte jedweder Art testen, als Modell ausdrucken und zum Nutzen aller weiterentwickeln. Damit tauchen zwar grosse Fragen mit dem Urheberschutz und der Massenindustrie auf, wohl aber auch grosse Chancen für eine Weiterentwicklung von Dingen durch eine grosse Gemeinschaft, nicht zuletzt mit Vorteilen für die Umwelt.

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