Der Rattentempel

Die Tempel der Karni Mata in Deshnoke (Rattentempel)
Das Heiligtum wurde für die Gottheit Karni Mata errichtet, eine Inkarnation von Durga, die im 14. Jh. gelebt haben soll und zur Schutzgottheit der Rajputen aufstieg. Über die Verehrung der Ratten gibt es folgende Geschichte zu berichten: Zu der bereits zu Lebzeiten als Heilige geltenden karni soll ein Fürst einmal den verstorbenen Sohn mit der Bitte gebracht haben, ihn wieder zum Leben zu erwecken, da die Dynastie sonst aussterben würde. In Trance habe Karni den Totengott Yama aufgesucht und ihn um die Seele gebeten. Die Gottheit aber verweigert die Herausgabe mit der Begründung, der Junge sei bereits wiedergeboren und die Seele daher nicht mehr zurückzugewinnen. Die enttäuschte Karni schwor daraufhin, dass kein Mitglied ihres Stammes mehr das Reicht des Totengottes Yama betreten werde, sondern die Seelen der Verstorbenen statt dessen in Ratten wiedergeboren würden. Nach dem Tod der Tiere würden die Seelen dann die Körper von Barden annehmen und somit das Fortbestehen dieser in Rajasthan bis heute gleichermaßen beliebten wie verehrten fahrenden Sänger garantieren. Für die Rajputen, die auf eine Überlieferung ihrer Genealogie und der Heldentaten ihrer Vorfahren so großen Wert legten, war der Fortbestand der Barden von höchster Bedeutung, finden sie doch in deren Heldenliedern (Dingal) immer wieder die begehrte Selbstbestätigung. Das genaue Alter des Tempels ist unbekannt, aber bereits sehr früh wurde Karni Devi zur Schutzheiligen des Herrscherhauses, das denn auch beträchtliche Mittel für die Gestaltung des Baus zur Verfügung stellte. So ist der aus weisem Marmor gefertigte Zugang zum Tempel komplex mit fein gearbeiteten Figuren hinduistischer Gottheiten versehen, und die silberbeschlagenen Türen, die Maharaja Ganga Singh (1887-1943) stiftete, zeigen vollendete Handwerkskunst. Im Allerheiligsten steht eine aus Jaisalmersandstein geformte Figur von Karni Devi unter einem goldenem Baldachin.

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